Verfasst von: Capt. Cook | 21. Juni 2009

Angespielt: Sacred 2 (Offline-Multiplayer)

Das Cover

Das Cover

Edit: Wichtiger Hinweis! Dieser Bericht gilt AUSSCHLIESSLICH für den Offline-Koop an einer Konsole. Sowohl im Single Player als auch im Online-Koop treten die hier beschriebenen Mängel und Probleme nicht (oder kaum) auf und die Grafik ist deutlich besser – und waberarm bei Festplatteninstallation des Spiels. Ich bin mittlerweile mit drei Charakteren online / im Single-Player in Ancaria unterwegs und es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht! Ausführlicher Bericht über diese Spielerfahrung folgt, wenn meine drei Damen und Herren genug Abenteuer erlebt haben!

Da ich bekanntermaßen gerne mit Freunden auf dem Sofa in entspannter Runde gemeinsam vor einem Fernseher spiele, erfreute uns seinerzeit die Ankündigung sehr, daß Sacred 2 für XBox umgesetzt wird – und zwar offline wie online im Koop spielbar.

Seit dem stark verspäteten Release gehen die Meinungen in einschlägigen Foren, Reviews und Magazinen jedoch stark auseinander und schwanken von „genial und suchtfördernd“ bis „verbuggt und veraltet“. Da mein geschätzter Freund Tupaia und ich planten, uns das Spiel gemeinsam als Koop-Erlebnis (und zur Überbrückung der Zeit bis zum Release von Marvel Ultimate Alliance 2) zu kaufen, waren wir natürlich entsprechend verunsichert.

Wir suchten explizit ein Spiel, das wir gemeinsam an einer Konsole spielen können – denn Online-Koop-Spiele haben wir genug und wir freuten uns über den versprochenen Sofa-Faktor.

Schließlich entschieden wir uns, das Spiel für ein Wochenende zu leihen und gemeinsam einem Hardcore-Dauertest zu unterziehen – davon, wie es uns persönlich gefiel, wollten wir die Kaufentscheidung abhängig machen. Da man sich ein solches Spiel holt, um mindestens 200+ Stunden aufzuleveln und die riesige Welt zu durchstreifen, wollten wir auf diese Weise einen Fehlkauf vermeiden und uns ein eigenes Bild davon zu machen, ob es unseren Geschmack trifft.

An dieser Stelle möchte ich unsere höchst subjektiven ersten Eindrücke nach ca. 16 Stunden gemeinsamen Spielens für Euch zusammenstellen. Denn sicher sind wir nicht die einzigen, die von den widersprüchlichen Reviews verunsichert wurden.

Vorbemerkung

100% subjektiv-StempelZusammenfassend kann man sagen: Ja, das Spiel ist verbuggt. Ja, die Grafik teared und wabert wie die Seuche. Ja, im Offline-Multiplayer ist die Kamera so hoch fixiert, daß man die Hälfte der Umgebung verpaßt und seine eigene Figur nur erahnen kann. Und merkwürdigerweise geht dennoch eine bizarre Faszination davon aus.

Wir haben Sacred 2 im Rahmen unseres Tests überwiegend zu zweit im Offline-Koop an einem Bildschirm gespielt (es gibt keinen Splitscreen, beide Spieler teilen sich ein Bild und es ist nicht möglich, das Bild zu verlassen). Nur aus Vergleichsgründen hat jeder von uns alleine mit seinem Charakter kurz den Beginn seiner eigenen Quest angespielt und ich habe zudem kurz an einem Online-Kampagnenspiel teilgenommen. Meine folgenden Aussagen beziehen sich deswegen auf unser gemeinsames Koop-Erlebnis.

Ich startete als Inquisitor; Tupaia (als Host)  wählte den Schattenkrieger. Als Kampagne wählten wir die Schattenkampagne; Klassenquests konnten wir nur für den Schattenkrieger spielen, da nur derjenige Spieler, der „START“ im Hauptmenü drückt, der Gruppenführer (=Host) ist. Weitere Teilnehmer sind seine Gäste in seiner Kampagne, können an seinen Quests teilnehmen, bekommen in ihrem eigenen Questbuch aber kein Häkchen dafür! Würde ich jetzt mit meinem Inquisitor an meiner eigenen Konsole weiterspielen wollen, müßte ich alle Quests erneut machen. Genauso bekommt nur der Host die Achievements für das Erreichen neuer Regionen; die übrigen Achievements sind von allen Spielern erreichbar.

Unser gewählter Schwierigkeitsgrad war „Silber„. Wir hatten damit eigentlich keine größeren Probleme und sind höchstens zwei- bis dreimal gestorben. Wir haben absichtlich keinen „Skill-Plan“ vorbereitet, in Guides oder Foren nachgelesen, sondern – auch auf die Gefahr hin, daß wir uns „verskillen“ -, so gespielt, wie wir es wollten und die Kampfkünste erlernt, die uns gefielen und die wir für sinnvoll für unseren individuellen Spielstil hielten.

Die deutsche DVD enthält sowohl die deutsche als auch die englische Sprachversion; da es sich um ein deutsches Spiel handelt, haben wir dieses Mal auf deutsch gespielt.

Grafik und Kamera

So nah wird man den Schattenkrieger im Offline-Koop niemals sehen...

So nah wird man den Schattenkrieger im Offline-Koop niemals sehen...

Wir spielten das Spiel zuerst auf 1080i, wo es höllisches Tearing, Pop-Ups und wabernde Grafik gab, die uns zu Beginn etwas schockten. Zitat Tupaia: „Davon kriegt man ja Augenkrebs!“. In Foren lasen wir daraufhin, daß die Grafik auf 720p besser sein soll. Wir konnten allerdings keinen Unterschied erkennen, die Grafik blieb unverändert.

Mit der Zeit „schaut“ man sich in die Grafik ein und gewöhnt sich an das Bild, wirklich schön ist aber anders. Und von „wunderschön“, wie ich irgendwo gelesen habe, kann wirklich nicht die Rede sein. Die Umgebungsgrafik wirkt zudem altbacken und man sieht, daß das Spiel schon seit etwas längerem auf seinen Release warten mußte.

Die NPCs sehen teilweise schlimm aus und erinnern an XBox 1-Spiele. Besonders die steifen, abstehenden, nicht animierten Haare sind häßlich.

Die Umgebung ploppt gelegtlich ins Bild; erreicht man neue Gegenden, erscheinen Gebäude und Texturen bisweilen wie aus dem Nichts.

Mit all diesen Unwägbarkeiten könnte man aber leben; das Spiel ist ja eh als nettes Hack-, Loot- und Levelvergnügen gedacht und erfüllt jetzt nicht die tiefsinnigen storytechnischen Ansprüche eines komplexen Rollenspiels – will und soll es auch gar nicht. Schlimm ist allerdings, daß im Offline-Multiplayer die Kamera auf einer Höhe fixiert ist und nicht gezoomt werden kann – und zwar ist sie auf maximaler Entfernung fixiert. Sowohl im Single-Player als auch im Online-Koop kann man die Kamera frei heran- und wegzoomen. So nutzt man zwar auch mal die maximale Entfernung, um Wege zu suchen und sich fortzubewegen, aber in Kämpfen ist ein Heranzoomen schon wichtig.

Im Offline-Multiplayer sind die eigenen Spielfiguren so weit weg, daß man sie nur als kleine schwarze Männchen tief unten in der isometrischen Landschaft erkennen kann – und zwar auch nur deswegen erkennen, weil sie über ihrem Kopf ein (optionales) leuchtendes Lämpchen haben. Die Farbwahl grün und hellblau ist dabei nicht optimal gewählt, weil man im Eifer des Gefechts und wilden Getümmels und Effektgewirrs schnell seine Figur aus den Augen verliert und die Unterscheidung nicht immer gegeben ist. Hier wäre rot und grün besser gewesen.

So sieht der Bildschirm für zwei Spieler aus...

So sieht der Bildschirm für zwei Spieler aus...

Ein taktisches Kämpfen ist auf diese Entfernung kaum möglich. Man erkennt nicht, was für Feinde sich einem nähern, weil sie auf die große Entfernung alle gleich aussehen. Wenn man auf die Info-Taste klickt, um Details über den Feind zu erfahren, überdecken dessen Name und Info-Symbole das halbe Schlachtfeld und man sieht noch weniger als zuvor. Löst man jetzt noch Kampfeffekte aus, ist die Unübersichtlichkeit perfekt.

Wir mußten uns unsere Charaktere mit ihren Fähigkeiten jeweils im Single-Player von nahem angucken, um zu erkennen, was die Figur bei welchem Tastendruck überhaupt in der Praxis tut. Im Offline-Bildschirm sieht man nur hier und da einen Blitz, Lichtkegel oder sonstige Effekte im wilden Wimmeln aus Lebensleisten, kleinen Figürchen und Lichtern. Das ist bei anderen vergleichbaren Spielen (wie Marvel Ultimate Alliance) VIEL besser gelöst und deutlich besser zu erkennen, obwohl sich die Spieler auch einen Bildschirm teilen.

Hier ist die Kamera viel zu weit weg und daß man sie nicht mal optional verändern kann, macht einen gelegentlich ganz krank, wenn man wieder einmal die Übersicht im Kampf verloren hat. Außerdem ist es wirklich schade, daß man die Feinde nicht immer an der Optik unterscheiden kann. Gerade Kobolde sind kaum zu sehen, weil sie so winzig sind, und nette Details ihres Aussehens entgehen einem völlig.

Vermutlich dachte man sich, daß es bei Offline-Spielen zu Mord und Totschlag kommen würde, wenn ein Spieler ständig herumzoomt (die Kamera ist immerhin frei drehbar, obwohl man damit seinen Mitspieler auch zu Seekrankheit verleiten kann), oder daß man sich aus den Augen verliert, weil beide Spieler stets im gleichen Bild bleiben müssen und ansonsten festhängen, wenn sie es zu verlassen suchen. Dennoch ist die starre Kamera nicht gut gewählt; ein bißchen näher ran hätte man uns schon erlauben können, zumindest optional.

Zumindest im Ausrüstungsmenü darf auch der Offline-Koop-Spieler seine Figur bewundern

Zumindest im Ausrüstungsmenü darf auch der Offline-Koop-Spieler seine Figur bewundern

Die Kamera führt auch dazu, daß man die Hälfte der Kisten, Loots und in der Gegend herumstehenden NPC nicht erkennt und an ihnen vorbeiläuft. Nur durch Glück sieht man Figuren, und nur durch besonderes Glück, wenn sie ein Symbol wie ein Fragezeichen über dem Kopf tragen.

Beim zweiten Spieler ist es zudem so, daß keine Aktionstasten eingeblendet werden. Aktionen sind aber dennoch möglich, wo Aktionen so möglich sind. Zum Beispiel beim Kisten-Öffnen oder Leute ansprechen. Nur weiß man als zweiter Spieler nicht, wo man nun LB drücken muß oder nicht – während es beim Host immer angezeigt wird. Das führt dazu, daß man auf Verdacht alle Kisten anbumpern muß, denn das leichte Blinken aktiver Kisten ist nicht immer zu erkennen aus dieser Entfernung.

Als ich die Strecke, die wir am Vortag gegangen waren, im Eilverfahren noch einmal im Single Player mit einer Hochelfe durchlief, entdeckte ich auf Anhieb dank meiner freien Zoomstufe, etwa dreimal so viel Loot und erhielt dreimal so viele Quests. Dort fiel mir erst auf, wieviel wir übersehen haben, besonders bei kleinen Gegenständen in unübersichtlichen Ecken, die aus der Entfernung einfach nicht zu sehen oder von Blattwerk überdeckt sind. Auch war ich erstaunt über die netten Details einiger Feinde, die abwechslungsreicher waren als die wimmenden, undefinierbaren Figuren im weiten Zoom.

Die Welt von Sacred 2 ist riesig; dieses ist nur die Anfangsregion, über die wir in in 16 Stunden nicht hinauskamen...

Die Welt von Sacred 2 ist riesig; dieses ist nur die Anfangsregion, über die wir in in 16 Stunden nicht hinauskamen...

Die fixe Kamera ist so schlimm, daß ich so weit gehen würde, zu sagen, daß sie den Offline-Multiplayer teilweise kaputtmacht. Es ist nicht möglich, in dieser Gründlichkeit durch die Welt zu streifen und das Kämpfen wird zu einem zufälligen und taktisch ärmerem Getümmel, als es notwendig wäre. Man erkennt die Feinde nicht, man sieht sie kaum, man sieht seine eigene Figur (und die ausgerüsteten Gegenstände) aus der Perspektive nicht und man kann froh sein, wenn man sich nicht im wilden Effekt- und Tummel-Wirrwarr aus den Augen verliert. Absolut schade!

Die Schrift ist teilweise sehr klein geraten und insbesondere in den erklärenden Texten in den Untermenüs nur mit Mühe zu entziffern. Die Hauptmenüs und Texte der Quests sind hingegen gut zu erkennen.

Gameplay

Das Gameplay ist auch im Offline-Koop unproblematisch zu bewerkstelligen – sofern man denn etwas sieht.

Das Menü ist zu Beginn extrem gewöhnungsbedürftig, das Handbuch ist sehr mager und erklärt wichtige Dinge gar nicht. Vieles muß man sich selbst erschließen, da auch die Info-Texte nicht immer hilfreich sind und kaum etwas erklären.

Viele Themen werden wir in dieser Woche erst einmal online, z.B. in der Sacred-Wiki nachlesen müssen, damit wir sie verstehen – wie das Boni/Mali-System oder die Buffs. Auch erschließt sich dem Einsteiger nicht, wie man gleichzeitig ein Schild und eine Waffe verwenden kann – Tupaias Schattenkrieger hatte entweder den Schild oder die Waffe in der Hand. Dieses konnten wir nur mit Hilfe des Netzes lösen.

Kämpfe gegen so viele Gegner werden mit der fernen Kamera zu wildem Wimmeln in der Ferne

Kämpfe gegen so viele Gegner werden mit der fernen Kamera zu wildem Wimmeln in der Ferne

Dabei verzeiht das Skillsystem keine Fehlentscheidungen oder Verklicker – einmal etwas angelegt, aufgewertet, verteilt, bleibt es so für alle Ewigkeit. Und verklickt haben wir uns am Anfang häufiger, da die Bedienung des Menüs counter-intuitiv ist. Nach mehreren Stunden Spielzeit kommt man zwar langsam hinein, zu Beginn ist es jedoch verwirrend gemacht und für Einsteiger viel zu uninformativ, weil Dinge einfach nicht erklärt werden und man sich selbst erschließen muß, welchen Effekt eine Aktion jetzt hatte. Das ist natürlich mit der Kamera umso schlimmer, weil man nicht einmal seine eigenen Kampfeffekte richtig erkennen kann und meistens kaum weiß, was der Charakter da tut – wenn er nicht gerade mit dem Schwert herumhaut oder Blitze verschießt.

Das Questlog ist überschaubar und alle Questziele sind jederzeit auf der Karte zu erkennen. Wegfindung ist dank Kompaß und Karte nicht schwierig, auch wenn hier natürlich die Kamera dem Offline-Team das ein oder andere landschaftliche Detail vorenthält, weil man es von da oben einfach nicht sehen kann.

Das Handeln zwischen Offline-Partnern, das in der Verkaufsversion noch nicht funktioniert, ist seit dem neusten Patch möglich – vorausgesetzt, beide Spieler sind bei XBox live angemeldet, während sie spielen. Spielt man ohne DSL-Verbindung, ist Tauschen von Gegenständen nicht möglich. Wer mit einem Freund spielt, der selbst keinen eigenen XBox-Account spielt, sollte diesem einen Account auf seiner Konsole spendieren; es genügt, wenn dieser Silber ist.

Wir brachten unsere beiden Charaktere an diesem Wochenende auf Level 12 und erahnen bereits das Ausmaß dieses Spiels – obwohl wir wirklich lange spielten, haben wir gerade mal 1,2 Prozent der Karte aufgedeckt. Der Hauptkampagne sind wir nur kurz gefolgt, ansonsten haben wir uns von den etlichen Sidequests (die von „Töte 10 Räuber“ bis „Finde meinen Teddy“ reichen und nicht tiefsinnig sind) und den Kämpfen ablenken und treiben lassen.

Offline-Koop: Weder die Feindtypen noch die Effekte sind gut zu erkennen

Offline-Koop: Weder die Feindtypen noch die Effekte sind gut zu erkennen

Die Handlung ist vernachlässigbar bis nicht existent, aber etwas anderes behauptet das Spiel auch nicht. Es geht im großen und ganzen ausschließlich darum, Kisten zu öffnen, Belohnungen in Kämpfen zu erhalten und sich aufzuleveln. Dieser „Loot“-Faktor ist es dann auch, der den Reiz des Spiels ausmacht. Man möchte immer eine noch bessere Rüstung, eine magische Waffe, eine Rune, eine Reliquie finden und wird ein wenig versessen darauf, Kisten zu öffnen.

Im Offline-Multiplayer ist es so, daß nicht beide Spieler alles aufnehmen können. Wir konnten kein Muster erkennen, aber manche Beute kann nur von einem Spieler aufgenommen werden, der andere läuft vergeblich darüber. Dabei folgt das Spiel nicht etwa der Überlegung „kann der Spieler den Gegenstand brauchen?„, sondern es kann durchaus sein, daß ich über eine Rune laufe, die nur für meinen Partner von Nutzen ist und er diese nicht aufnehmen kann.

Außerdem sieht man vorher nicht, was für ein Gegenstand da liegt – bei dieser Kamera erkennt man nicht einmal das Geldsäckchen-Symbol, sondern sieht nur ein vages Leuchten. Der Name des aufgenommenen Gegenstandes ploppt nur kurz auf, wenn man darüberläuft und es dadurch automatisch aufnimmt. Dieser Text ist zudem manchmal je nach Hintergrund schwer lesbar und wird oft zu schnell ausgeblendet. Ein Fallenlassen ist nicht möglich, man kann einen Gegenstand nur zerstören.

Der Schwierigkeitsgrad ist mit Silber recht moderat. Überfordert fühlten wir uns nie; der Schattenkrieger und der Inquisitor wußten sich ihrer Haut recht gut zu wehren und nur in der ersten Stunde starben wir ein paar Mal, in erster Linie wegen der Unerfahrenheit mit der Steuerung.

Diese braucht einige Eingewöhnungszeit und es fällt auf, daß die Figuren nicht springen können. Man hat 12 Slots, die man mit Waffen und Zaubern und sonstigen Fähigkeiten belegen kann, verteilt auf 3 Ebenen, aber das Prinzip ist schnell verstanden. Doof ist, daß man im Belegungsmenü nicht erkennen kann, auf welcher Taste eine Fähigkeit liegt. Das ist blöd, wenn man eine Umbelegung vornehmen oder man sich kurz einen Überblick verschaffen möchte.

Der Skill-Baum beinhaltet viel mehr Möglichkeiten, als auf den ersten Blick erkennbar ist

Der Skill-Baum beinhaltet viel mehr Möglichkeiten, als auf den ersten Blick erkennbar ist

Balance-Probleme (übermächtiger Schattenkrieger, übermächtiger Inquisitor) sind uns nicht aufgefallen. Die Charaktere sind durch das komplexe Skillsystem sehr individuell zu entwickeln und dem eigenen Geschmack und Spielstil anzupassen. Da wir es nicht tragisch finden, wenn ein Charakter aus Profi-Sicht „verskillt“ wurde (wie es meinem Inquisitor sicher passiert ist, wo ich mich einfach nicht für einen Schwerpunkt entscheiden konnte ;)), machte uns das Leveln eigentlich Spaß, weil wir uns die Kräfte aussuchten, die gut klangen. Sofern man denn bei den mageren Infotexten verstand, was man tat…

Die Sprachausgabe ist spärlich. Feinde lassen schon mal einen Spruch los, wenn sie sterben wie „ich muß kotzen!“, „oh nein!“ oder einen hohen, spitzen Schrei. So richtig der Brüller sind die Sätze aber nicht. Genauso wenig wie die Sprüche der Charaktere, die sehr repetitiv sind. Beide Charaktere hatten gefühlte drei Sprüche, die sie beim Durchstreifen der Welt wieder und wieder wiederholen.

Die NPCs in den Dörfern unterhalten sich bisweilen miteinander und manche Charaktere haben Sprachausgabe, wenn man sie anspricht. Aber auch hier ist der Infowert überschaubar, meistens beschränkt es sich auf das ebenfalls gerne und häufig wiederholte:  „Wie können Sie sich erdreisten, mich anzusprechen?“.

Und sonst?

Wir durchsuchten einige Dungeons, erledigten ca. 20 Sidequests und versuchten, das beste aus der suboptimalen Perspektive zu machen. Als wir uns in die wabernde Grafik eingeschaut hatten und uns langsam an die Steuerung gewöhnten, überwanden wir unseren ersten Schock und entdeckten, daß von dem Spiel bei allen Problemen ein gewisser Spielspaß ausgeht.

Derartige Details sind nur im Single-Player oder Online-Koop zu erkennen

Derartige Details sind nur im Single-Player oder Online-Koop zu erkennen

Das nahmen wir fast überrascht zur Kenntnis, denn die Enttäuschung über die Kameraperspektive und die Tatsache, daß wir unsere schick aussehenden Charaktere so gut wie nicht sahen (außer im Händler-Menü, wenn die Kamera automatisch an den Charakter heranzoomt, so daß man wenigstens dort seine Rüstungsteile und Waffen mit ihren Details bewundern kann) war riesig.

Das Spiel hat seine Flaws und ist teilweise verbuggt. Wir mußten zum Beispiel einmal die Konsole ausmachen, weil sich unsere Figuren nach dem Betreten einer Höhle nicht mehr von der Stelle bewegten und das auch nach einem Neuladen des Spielstandes nicht verschwand. Etwas mehr Feintuning in Grafik, Fehlerbeseitigung und Erklärungstexten hätten nicht geschadet. Allein die Tatsache, daß direkt nach dem Release bereits der erste Patch über XBox live nötig war, zeigt das Ausmaß der Probleme. Im Originalspiel ohne Patch und ohne live ist der Offline-Multiplayer quasi unspielbar, da dort das fehlende Tauschen sehr negative Auswirkungen hat.

Fazit

Nach all meiner Kritik und der immensen Enttäuschung wegen der Kamera können wir doch nur zu einem Ergebnis gekommen sein: „Gut, daß wir uns das Spiel vorher ausgeliehen haben, so haben wir uns eine Fehlinvestition gespart.“

Doch weit gefehlt! Tatsächlich haben wir uns das Spiel jetzt doch bestellt. Die Konsequenz, die wir aus den Schwächen und Problemen des Offline-Koops jedoch gezogen haben, ist, daß wir uns das Spiel sogar zweimal bestellt haben. Denn über XBox live hat jeder Spieler volle Zoomfähigkeit und man kann das Bild verlassen und muß nicht sklavisch an den Teamkollegen hängen.

Jaa! Gebt mir Kisten! Gebt mir Fässer! Die Beute gehört MIR!

Jaa! Gebt mir Kisten! Gebt mir Fässer! Die Beute gehört MIR!

Wir hatten uns Sacred 2 eigentlich als Offline-Couch-Spiel holen wollen, da wir immer ein Koop-Spiel laufen haben, das wir im Splitscreen oder gemeinsamen Bildschirm zusammen spielen. Da unser nächster Kandidat, Marvel Ultimate Alliance 2, erst im Herbst erscheint, erschien uns Sacred 2 mit seinen 200+ Spieldauer ein guter Lückenfüller, um entspannt die Zeit zu überbrücken. Stattdessen haben wir nun ein neues Online-Koop-Spiel mit Offline-Sofa-Bonus.

Denn bei aller Kritik – selbst in diesem suboptimalen Offline-Multiplayer, bei dem man nichts von seinem Charakter und der Umgebung erkennen kann – kam der eigentliche Sinn des Spiels durchaus zum Tragen. Das „Looten“ brauchte eine Weile, um uns zu packen, denn die Kritik und die Probleme mit Kamera und Grafik überwogen. Aber die in Phantasy Star Online auf Dreamcast bereits angelegten Loot-Gene schlugen schließlich auch bei uns zu und halfen, über die Probleme hinwegzusehen. Zwar bereute man bei jedem Schritt, nichts von der Figur zu sehen, das Wabern der Grafik wirkte auch nach 16 Stunden nicht schöner – aber der Reiz, die bessere Rüstung, die beste Rune, noch einen Skill zu erwerben, konnte das Spiel trotz allem in uns wecken.

So diskutierten wir eine Weile, ob wir das Spiel kaufen und wenn ja, in welcher Form wir es weiterspielen werden. Wir kamen zu der Erkenntnis, daß wir es Online und Offline gemeinsam betreiben wollen – online, um etwas von der Umgebung und den einzeln dargestellten Rüstungs- und Waffenelemente unserer Charaktere zu haben, und offline, wenn wir einen Absacker auf dem Sofa wollen.

Dabei wuchs auch das Interesse, andere Charaktere auszuprobieren und so entschieden wir, daß wir mit unserem Schattenkrieger und Inquisitor die dunkle Kampagne gemeinsam in gemischtem Off-/Online spielen werden, mit Hochelfe und Tempelwächter die helle Kampagne und uns außerdem noch für meditative Zwecke einen Single Player-Charakter anlegen werden, mit dem wir uns dann anderweitig vergnügen können, ohne fürchten zu müssen, uns zu weit voneinander weg zu leveln.

Empfehlenswert ist der Offline Multiplayer nicht wirklich, er ist furchtbar verschenktes Potential. Die weit entfernte Kamera ist es in erster Linie, die diesen Modus um Klassen degradiert und einen Großteil des Gameplays zerstört – eben weil man seinen Charakter, seine Ausrüstung, die Feinde nicht erkennen kann. Alles sind nur kleine dunkle Männchen in der Ferne, die umeinander wimmeln.Das hat uns beiden nicht gefallen und es nimmt die taktische Komponente und läßt einen die Hälfte übersehen und beraubt die beiden Offline-Spieler der Details, die das Spiel so interessant machen.

Captain Cook, gefürchteter Inquisitor...

Captain Cook, gefürchteter Inquisitor...

Man kann es mal in diesem Modus spielen, aber man muß sich der Tatsache bewußt sein, daß einem, während man dort gemeinsam herumläuft, die Hälfte des Spiels allein optisch entgeht. Es macht Spaß, auch zu zweit auf dem Sofa, und das Absprechen, Tauschen und Looten ist nett, auch wenn man einen Großteil der Zeit damit verbringt, dem anderen bei Fummeln im Menü zuzuschauen, das den Bildschirm überdeckt, wenn jemand es aufruft. Aufrufen muß man es schon alleine ständig, wenn man neue Gegenstände aufnimmt – und bei zwei Personen bedeutet das, daß das Menü doppelt so oft aufgerufen wird…

Der Loot-Faktor kommt auch im Offline-Multiplayer herüber, aber die Präsentation ist gegenüber dem Single Player und dem Online-Koop im Nachteil und drückt den Spielspaß deutlich, weil es so überflüssig ist und besser hätte gelöst werden können. MUA oder die X-Men-Legends-Teile sind da gute Beispiele. Schade.

Wer sich überlegt, das Spiel ausschließlich zu kaufen, um es mit einem Freund offline gemeinsam an einer Konsole zu spielen, sollte es sich unbedingt vorher ausleihen!

Wir werden dennoch Offline und Online tiefer in Sacred 2 eintauchen. Sollte ich meine Meinung in irgendwelchen Punkten ändern oder neue Aspekte entdecken, werde ich sie euch natürlich nicht vorenthalten! Auch gibt es am Ende sicher ein Fazit von mir, wenn wir das Gefühl haben, das Spiel genug ausgelutscht zu haben… was bei der riesigen Welt noch eine Weile dauern wird!


Antworten

  1. Vielen Dank für die hilfreiche Review.
    Ich spiele S2 auch koop offline und habe mich an die Perspektive schnell gewöhnt – zumindest an meinem 32″.
    LG

  2. Ich spiele das Spiel auf einem 42″ mit Pixelplus 3HD in 1080p, absolut gut spielbar also auf der PS3, und schaut richtig gut aus, ein richtig gutes Panel ist das A und O bei Konsolen und verbessert das Bild um das 2-3 fache, ich kann die hier beschriebenen Probleme nicht bestaetigen.

  3. Hast du auch zu weit den Offline-Coop an dem Fernseher gespielt? Beim Singleplayer treten die beschriebenen Probleme bei uns auch nicht auf, da hat man quasi ein gänzlich neues Spiel und es sieht deutlich besser aus und man kann auch deutlich mehr erkennen.

    Unser Problem, daß die Kamera fix ist und man weder die Gegner noch seine eigene Figur genau erkennen kann, von den ausgelösten Attacken ganz zu schweigen, trat auch auf einem großen HD-Fernseher auf, denn die fixe Kamera wird ja vom Game selbst vorgegeben.

    Es kann sein, daß du bei Pixel plus und dem großen Durchmesser selbst bei der entfernten Kamera keine Probleme hast, aber bei uns wurde der Spielspaß auf jeden Fall deutlich getrübt, so daß ich sicher bin, daß es noch mehr Fernsehbesitzern so gehen wird. Der häufige Suchtreffer „Sacred 2 Kamera Multiplayer“, den ich bekomme, spricht da Bände.

    Euch trotzdem viel Spaß auch beim offlline-MP, gut zu wissen, daß es Fernseher gibt, auf denen dieser Modus besser spielbar ist!

  4. Hallo, ja, ich habe mir SC2 ueberwiegend wegen dem Offline-Multi Modus gekauft, natuerlich kann man die Perspektive nicht zoomen, ganz grosser Minuspunkt. Allerdings sitzte wir dann auch nicht sehr weit von dem Fernseher weg, ein weiteres Kriterium wird wohl sein mit welchem Kabel du deine Xbox am TV angeschlossen hast, HDMI? Wenn nein kann ich das nur empfehlen, den Scart u.ae. ist ja ein analoges Signal, hast du deinen TV gut konfiguriert? Schaerfe auf volle Stufe? Unterstuetzt dein TV 1080p? wenn nicht macht 1080i in den meisten faellen keinen Sinn, den deine Box skaliert das bild auf 1080i hoch, dein TV allerdings skaliert es wieder runter, das gibt Wischeffekte und du verlierst enorm an Bildqualitaet. Ich habe generell gelernt „interleaving“ „I“ „halbbilder“ immer schlechter sind als Vollbilder „P“, ich lasse mich aber gerne belehren.

  5. Entschuldige die grausige Rechtschreibung, ich bin mit dem Handy auf der Arbeit online, mich interessiert das Thema sehr, und ich finde es schade das du ueber solche Probleme klags. Mich wuerde wirklich mal gerne ein Screen von deinem Bild sehen, leider bin ich nicht allzu kompetent was die Xbox angeht, Anschluesse, Einstellmoeglichkeiten usw. vllt. koenntest du du mir mal einen per Mail/ICQ schicken. MFG

  6. Hi,

    da wir das Spiel auf meinem TV getestet haben, kann ich vielleicht dazu kurz Stellung nehmen:

    <Allerdings sitzte wir dann auch nicht sehr weit von dem Fernseher weg>

    Wir auch nicht, knapp 2m.

    <ein weiteres Kriterium wird wohl sein mit welchem Kabel du deine Xbox am TV angeschlossen hast, HDMI?>

    YUV, weil es noch ein Modell der 360 ist, welches kein HDMI hat.

    <hast du deinen TV gut konfiguriert? Schaerfe auf volle Stufe?>

    Schärfe steht auf 80% der maximal möglichen, drüber hinaus bringt keinen Vorteil, resp. bei anderen Aspekten (Schrift) Nachteile.

    <Unterstuetzt dein TV 1080p?>

    Nein, siehe unten.

    <wenn nicht macht 1080i in den meisten faellen keinen Sinn, den deine Box skaliert das bild auf 1080i hoch, dein TV allerdings skaliert es wieder runter, das gibt Wischeffekte und du verlierst enorm an Bildqualitaet.>

    Das mag bei einem Plasma und LCD so sein, aber es handelt sich um eine HD-Röhre, bei der wird nichts rauf- oder runtergerechnet, sondern sie kann HD Signale bis 1080i nativ darstellen, sprich was reinkommt wird exakt so auch wieder ausgegeben. Deswegen sieht darauf 1080i durchaus noch nen Tick besser aus als 720p, sowohl bei Games als auch bei DVDs.

    Sicher sieht man bei einer 1080p Auflösung, die Sacred 2 ja bietet, ‚mehr‘ im Sinne von ‚alles ist noch etwas schärfer‘, aber das ändert nichts daran, das die Perspektive trotzdem suboptimal ist. Zu weit weg ist zu weit weg und man sieht selbst bei einer geringeren Auflösung mehr vom Geschehen, wenn man näher dran ist, selbst wenn das, was man sieht, nicht so knackscharf daher kommt.

    Es ist einfach unverständlich, warum die Entwickler es nicht den Spielern überlassen, wie nah sie zoomen wollen. Vorgaben dieser Art sind eine spielspaßtötende Einschränkung, die im Falle von Sacred 2 den offline COOP sinnlos werden lässt.

  7. Hallo Duly,

    danke für deine Anregungen bzw. die Mühe / Checkliste, um Fehlerquellen auszuschließen (und so grausig war die Rechtschreibung doch gar nicht :P).

    Wie Andreas schrieb, haben wir das Spiel im Offline-Modus auf seinem Fernseher, einer in Deutschland sehr seltenen, aber nichtsdestotrotz hervorragenden HD-Röhre gespielt (diese sind hierzulande fast unbekannt, in den USA aber relativ weit verbreitet). Diese steht einem LCD oder Plasma in Sachen Bildqualität normalerweise in nichts nach und hat im Gegensatz zu diesen sogar den Vorteil, daß das „low res“-Fernsehprogramm aussieht wie auf einem normalen Röhrenfernseher und nicht so verwaschen wie auf manchem LCD.

    Das Hauptproblem lag bei Sacred für uns tatsächlich vor allem an der zu weit herausgezoomten Kamera (im Vergleich: bei Marvel Ultimate Alliance, bei dem man ebenfalls mit bis zu 4 Leuten in einem Bildschirm offline spielen kann, funktioniert die Kamera und das Erkennen von Superkräften und Feinden ganz hervorragend).

    Woran es liegt, daß die Menüs so schlecht zu lesen sind, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht macht es noch einmal einen Unterschied, den Fernseher über HDMI statt über YUV anzuschließen, aber da es sich um eine Launch-Box handelt, war ein solcher Luxus leider noch nicht vorhanden ;-). Wie wir mittlerweile herausgefunden haben, läßt sich zumindest das Wabern und Flimmern durch Installation auf die Festplatte deutlich reduzieren.

    Wir sind jetzt dazu übergegangen, Sacred 2 online miteinander weiterzuspielen. Zum Glück kommt mit Marvel Ultimate Alliance 2 demnächst ja ein Spiel, dessen Offline-Modus uns hoffentlich für lange Zeit beschäftigen wird…

    Gruß!
    Capt. Cook


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